Gear-Effekt 1
Gear-Effekt oder auch Zahnradeffekt entsteht auf der Fläche eines Golfschlägers, dessen Gewichtsschwerpunkt hinter der Schlagfläche liegt (Grafik 2). Nicht bei Eisen, (Grafik 1), wohl aber bei Hybriden (Utilities), Fairwayhölzern und am meisten beim Driver (um den es in diesem, sowie in den nächsten Artikeln geht). Und zwar immer dann, wenn der Ball außerhalb des idealen Schlagpunktes auf der Schlagfläche getroffen wird. Dieser ideale Punkt liegt nicht in der Mitte der Schlagfläche. Beim Driver, dessen technische Werte heutzutage stark limitiert sind und somit Driverköpfe nahezu identisch gebaut sind, liegt der Mittelpunkt auf der Fläche, bei dem im Treffmoment kein Gear-Effekt entsteht, ca. 0,6cm oberhalb des Zentrums der Schlagfläche. Alle anderen Treffpunkte erzeugen horizontalen oder vertikalen Gear-Effekt, je nachdem wo sie die Fläche berühren.
Der horizontale Gear-Effekt
Trifft ein Driverkopf gegen den Ball, wirkt die Masse des Balles entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung des Schlägers (siehe Grafik 3.1., roter und blauer Pfeil). Liegt dieser Kontaktpunkt wirkungsmittig, wird der Schlägerkopf bis zum Abgang des Balles um dessen Gewichtskraft abgebremst aber nicht verdreht.
Liegt der Kontaktpunkt mehr zur Spitze oder zum Schaft der Fläche, verdreht sich der Schlägerkopf um den Gewichtsschwerpunkt herum. Je weiter hinter der Fläche dieser Schwerpunkt liegt, desto größer ist der Radius auf dem sich die Kontaktstelle um den Schwerpunkt herum dreht und desto mehr horizontaler Gear-Effekt entsteht (siehe Grafik, roter Punkt = Schwerpunkt).
Beim Aufprall mit hoher Geschwindigkeit komprimiert der Ball auf der Fläche, verformt sich zum Ei (Grafik 3.2.) und hat so eine großflächige Berührung sowie einen starken Druck gegen die Fläche. Dadurch rutscht der Ball nicht über die Fläche, sondern wird mit der Fläche „gezogen“. Dieser Vorgang ist mit dem Schnitt bei einem Tischtennisschläger zu vergleichen. Der Ball bleibt für ca. 1/2000 Sekunde auf der Fläche, bevor die Dekompression den Ball mit einer veränderten Spinachse (siehe D-Plane, Spinachse, Ballflug 3) in die Luft katapultiert (Grafik 3.3.). Zum besseren Verständnis habe ich in die Grafik einen Rotationspfeil gemalt, welcher einen Seitendrall darstellt, den es beim Driven natürlich nicht gibt (Grafik 3.4.).
Je mehr außermittig der Ball auf die Fläche trifft, desto schneller dreht sich die Fläche, erhöht somit den Gear-Effekt und verlangsamt gleichzeitig die Bewegung der Kontaktstelle Richtung Ziel. Dieses macht den abprallenden Ball langsamer und somit im Resultat kürzer. Die Verdrehung der Fläche bei einem außermittigen Kontakt beträgt, aufgrund der kurzen Kontaktzeit, nur wenige Grad und ist für das menschliche Auge bis zum Abflug nicht sichtbar (Grafik 3.2.). Wohl aber erkennt man den deutlich weiterdrehenden Schlägerkopf nach dem Treffpunkt (Grafik 3.3.). Bereits 1/100 sek nach dem Treffmoment zeigen sich Kopfverdrehungen von 40°-50°, bei Außermittigkeiten von nur wenigen Millimetern (Grafik 3.4.).
Lesen Sie im nächsten Beitrag über Spin, idealen Roll, Gewichtsschrauben, Schafthärten und mehr.
Pingback: Ballflug Teil 7 – Uwe Venohr